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Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes Plettenberg legt Jahresstatistik 2020 vor

1.4.2021

Suchtberatungsstelle Plettenberg in Corona-Zeiten ganz „en vogue“ mit Maske: Sabine Schneider und Frank Horstmann (Foto: DW)
Suchtberatungsstelle Plettenberg in Corona-Zeiten ganz „en vogue“ mit Maske: Sabine Schneider und Frank Horstmann (Foto: DW)

KIRCHENKREIS / PLETTENBERG + Als Ende November bzw. Anfang Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan erste Fälle einer unbekannten Lungenerkrankung auftraten, konnte noch niemand ahnen, dass sich eine weltweite Pandemie von, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel es bezeichnete, „historischem Ausmaß“ ankündigte, die sich in jedem Lebensbereich nachhaltig bemerkbar machen sollte. Das ganze zurückliegende Jahr über, bis zum heutigen Tag.

 

Das Jahr 2020 war auch für die Mitarbeitenden der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes Plettenberg, Sabine Schneider und Frank Horstmann, wegen des Corona-Virus SARS-CoV-2 eine besondere Herausforderung. Ein Jahr voller Sorge der beiden Suchtherapeuten/innen um die Gesundheit und den psychischen Zustand der Hilfesuchenden, aber auch ein Balanceakt zwischen Aufrechterhaltung des Hilfeangebots und Schutz der eigenen Gesundheit. Die nun vorliegende Jahresstatistik für das Jahr 2020 zeigt einige Besonderheiten, die auf die Corona-Krise zurückzuführen sind, belegt aber auch, dass suchtkranke Menschen und deren Angehörige unvermindert die Angebote wie Beratung, Vermittlung in stationäre Behandlungen und ambulante Therapie in Anspruch genommen haben.

 

Unter strengen Hygienevorschriften wie Handdesinfektion bei Betreten der Beratungsstelle, Wahrung des Mindestabstandes, beständiges Tragen einer Mund-Nasen-Maske und regelmäßiges Stoßlüften der Räumlichkeiten konnte eine kontinuierliche Erreichbarkeit und grundsätzliche Aufrechterhaltung des Angebotes gewährleistet werden, musste jedoch je nach gesundheitspolitischen Vorgaben immer wieder angepasst und im Falle von Gruppenangeboten auch zeitweise ausgesetzt werden. Sowohl Therapie- als auch Nachsorgegruppen fielen im Frühjahr für einige Wochen aus (795 Gruppenkontakte um Vergleich zu 1.115 Gruppenkontakte im Jahr 2019), als der damals als maßgeblich anerkannte R-Wert (Reproduktionszahl) deutlich unter 1,0 fiel, konnte Hilfesuchenden wieder Gruppenangebote gemacht werden. „Das Angebot wurde sehr dankbar angenommen“, berichtet Sabine Schneider, seit 1989 in der Suchtberatungsstelle tätig, „da sich wegen der Corona-Pandemie die Suchtselbsthilfegruppen nicht mehr trafen, wussten viele suchtkranke Menschen nicht, wo sie hin sollten. Sie fühlten sich alleingelassen.“

 

Zwar ist die Zahl der Erstkontakte (die Gesamtsumme der Personen, die Kontakt zur Suchtberatungsstelle aufgenommen haben) zurückgegangen (251 Personen im Vergleich zu 402 Personen im Vorjahr), jedoch nahm die Intensität einzelner Fälle zu. Mit 113 Personen (Vorjahr: 108 Personen) kam es in der Folge zu einer Beratung oder Therapie, hierbei wurden insgesamt 1.897 Einzelgespräche (Vorjahr: 1.819) in Anspruch genommen. Bei 69 Prozent der Klientel lag eine Alkoholabhängigkeit vor, 13 Prozent waren süchtig von illegalen Drogen, 10 Prozent beschrieben eine Spiel- oder Mediensucht, während sich 8 Prozent als Angehörige von suchtkranken Menschen beraten ließen. „Der prozentuale Anteil lag suchttypisch bei 2/3 Männern und 1/3 Frauen“, sagt Frank Horstmann, der seit 1997 das therapeutische Team komplettiert. Jeder vierte Hilfesuchende wurde vor Beginn der Beratung zunächst in eine stationäre Entgiftungsmaßnahme in ein Allgemeinkrankenhaus vermittelt, ca. 10 Prozent entscheiden sich anschließend für eine stationäre, 40 Prozent für eine ambulante Rehabilitationsmaßnahme. „Seit 2009 bieten wir eine ambulante Suchttherapie in Plettenberg an. Im Vergleich zur stationären Therapie hat diese Behandlungsform den Vorteil, dass die Rehabilitanden im häuslichen Umfeld verbleiben, weiterhin ihrem Beruf nachgehen können und das in der Therapie Erarbeitete nicht nur bei ihrer Krankheitsbewältigung, sondern auch unmittelbar in der Bewältigung ihrer Alltagsverpflichtungen anwenden können“, erklärt Schneider. Eine ambulante Therapie umfasst wöchentlich jeweils ein Einzel- und ein Gruppengespräch, die Behandlungsdauer beträgt 6 bis 12 Monate, Kostenträger sind die Renten- oder Krankenversicherung. „Wer Interesse an einer ambulanten Suchttherapie hat, kann sich direkt an die Suchtberatungsstelle wenden“, sagt Horstmann, denn „hier kann man nicht nur Genaueres über diese Behandlungsform erfahren, sondern wir stellen auch stellvertretend für die Hilfesuchenden den entsprechenden Antrag bei dem zuständigen Leistungsträger.“

 

Liegt bei Ihnen eine Suchterkrankung vor, fühlen Sie sich gefährdet oder haben Sie einen Angehörigen oder Freund, bei dem Sie eine entsprechende Auffälligkeit vermuten, dann nehmen Sie bitte telefonisch Kontakt zur Suchtberatungsstelle Plettenberg, Tel.: 02391 / 9540-20, auf. Persönliche Termine in der Suchtberatungsstelle erfolgen nach vorheriger Absprache unter den jeweils gültigen Hygienebestimmungen. ©DW

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