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Ewa Deren: Beliebte Dozentin jetzt im Ruhestand

23.11.2023

Zusammen mit ihrem Kurs und ihrem Kollegen Martin Jung traf sich Ewa Deren (im Vordergrund sitzend) zur Weihnachtsfeier (Foto: Deren)
Zusammen mit ihrem Kurs und ihrem Kollegen Martin Jung traf sich Ewa Deren (im Vordergrund sitzend) zur Weihnachtsfeier (Foto: Deren)

Von Wolfgang Teipel

 

LÜDENSCHEID + Fast zehn Jahre lang hat Ewa Deren Flüchtlingen und Auswanderern geholfen, sich in Deutschland zurechtzufinden. Jetzt hat sie sich in den Ruhestand verabschiedet und hinterlässt beim Diakonischen Werk Lüdenscheid-Plettenberg eine große Lücke. „Dozentinnen und Dozenten für unsere Integrationskurse sind schwer zu finden“, sagt Michael Winter vom Fachdienst Migration und Integration.

 

An ihrem letzten Arbeitstag hat Ewa Deren ihren Kurs noch einmal bei einer Prüfung begleitet. Eine Gruppe ukrainischer Frauen musste Fragen zum Leben in Deutschland (LID) beantworten. Dieser Test steht am Ende der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Integrations- und Orientierungskurse.

 

Aus dem Kreis ihrer Kolleginnen und Kollegen hatte sich Ewa Deren schon einen Tag zuvor mit einer kleinen Feier verabschiedet. Auf dem Tisch standen dabei auch polnische Spezialitäten. Sie erinnern an die Heimat von Ewa Deren.

 

Sie kam 1982 als junge Frau nach Deutschland. Deshalb weiß sie sehr gut, wie schwer es ist, wenn man sich in einem fremden Land ohne Sprachkenntnisse durchschlagen muss. „Mein Wortschatz bestand damals aus ‚Guten Tag‘ und ‚Auf Wiedersehen", erinnert sie sich im Gespräch.

Ewa Deren machte ihren Weg. Sie studierte, arbeitete später rund 20 Jahre lang in einer neurologischen Klinik, machte sich nach dem Tod ihres Mannes als Coach in der Beratungsbranche selbstständig. Schließlich wurde sie auf das Diakonische Werk aufmerksam und stieg als Dozentin in die Integrationskurse ein.

 

Die Arbeit liegt mir. „Da kommt so viel zurück“, sagt die fröhliche Frau. In ihren Kursen wird intensiv gelernt und fröhlich gefeiert. So war sie immer im engen Kontakt mit ihren erwachsenen Schülerinnen und Schülern. Gemeinsam Regeln für die Kurse aufstellen und auf die Einhaltung achten, das war ihr Ding. Nicht lachen, wenn andere Fehler machen, im Kurs nur Deutsch sprechen, pünktlich sein – manche Kurse kamen auch bis zu acht Regeln.

 

„Meistens hat das gut geklappt. Das Sparschwein, in das gezahlt wurde, wenn mal jemand eine Regel vergessen hatte, war immer gut gefüllt“, lacht Ewa Deren. Auch an den längsten aller Kurse erinnert sie sich noch gut. Er begann im Januar 2020 und endete nach der Unterbrechung durch Corona im Mai 2022.

 

Ewa Deren wird der Diakonie Lüdenscheid-Plettenberg fehlen. „Uns wäre es lieber, wenn Du bleibst“, sagte Ioannis Mavroidopoulos, Leiter des Fachdienstes Migration und Integration bei der Abschiedsfeier.

Tatsächlich ist der Bedarf an Dozentinnen und Dozenten sehr hoch. „Die Diakonie ist in Plettenberg der einzige Kursanbieter“, sagt Michael Winter. In der Regel laufen acht Kurse mit 180 bis 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an drei Standorten in Plettenberg. Dazu kommt: Die Diakonie bietet auch Kurse mit Kinderbetreuung an. Laut Michael Winter ist das in der Region ein Alleinstellungsmerkmal. „Der Bedarf ist gewaltig und unser Dozententeam ist sehr klein“, stellt Michael Winter fest. Und da klar ist, dass das Diakonische Werk in Plettenberg weiter alleiniger Anbieter der BAMF-Kurse bleiben wird, werden dringend Lehrerinnen und Lehrer (auch ehemalige) oder Lehramtsanwärterinnen und -anwärter gesucht.

Sie könnten dann, so wie Ewa Deren, Menschen helfen, sich in einem fremden Land zurechtzufinden.

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